Am 1. Mai ist nicht nur Tag der Arbeit, sondern der Tag, an dem die Jagd auf Rehwild freigegeben ist. Ein Thema, dass immer noch viele Gemüter zum Diskutieren bringt. Es gibt sie, die Jäger, die nach “alter Schule” möglichst viel Rehwild vor der Linse stehen haben wollen und dann eben auch nur vereinzelt einen “guten Bock” erlegen, um es waidmannsgerecht betitelt zu haben. Sie verzichten gänzlich darauf, ein Auge auf den restlichen Bestand zu werfen, was für den gesunden Fortbestand vom Rehwild und insbesondere für den Wald eher von Nachteil ist.
Beim Wild verhält es sich ähnlich wie bei den Herden der Nutztiere: Es kommt nicht darauf an, immer den besten Stier zu schießen, sondern das Gleichgewicht von jung und alt, von gesund und krank in den Griff zu bekommen und zu halten. Beim Rehwild gilt es aber vor allem auch darum, dem Wald eine Chance zu lassen. Naturverjüngung kann nur dann möglich sein, wenn sich die Zahl des Schalenwilds begrenzt und somit die jungen Bäumchen aus ihrem Kinderstadium herauswachsen können, ohne Verbiss und Schaden. Wir brauchen den Wald mehr denn je. Die trockenen und heißen Sommer kosten vielen Bäumen das Leben, weil sie darauf nicht angepasst sind. Vor allem die Fichte kämpft und zusätzlich setzt ihr auch noch der bekannte Borkenkäfer mächtig zu. Tiefe Einschläge in den Wäldern legen riesige Flächen frei, die neu durch Bepflanzung und mit Hilfe der Naturverjüngung aufgeforstet werden. Eine schweißtreibende Knochenarbeit, die nicht immer zum gewünschten Erfolg führt, wenn der begehrte Regen dann wochenlang ausfällt.
Ich wünschte mir mehr Jäger, die das Herzblut für beides in sich tragen. Für einen gesunden und zukunftsträchtigen Rehbestand und einen gesunden und wiederstandsfähigen Wald. Beides gehört zu uns ins Land, beides erfreut das Auge und beides soll die nachkommende Generation schätzen und lieben lernen.
“Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen.”
Giuseppe Mazzini